Original-Research: Wüstenrot & Württembergische AG - von Montega AG
Einstufung von Montega AG zu Wüstenrot & Württembergische AG
Unternehmen: Wüstenrot & Württembergische AG ISIN: DE0008051004
Anlass der Studie: Update
Empfehlung: Kaufen
seit: 22.07.2021
Kursziel: 23,00
Kursziel auf Sicht von: 12 Monaten
Letzte Ratingänderung: -
Analyst: Sebastian Weidhüner
Unwetterschäden bei W&W aufgrund von Rückversicherungsstrukturen und allgemein gutem übrigen Schadenverlauf im Rahmen der Erwartungen
Registrierte Schadenereignisse aus Naturkatastrophen steigen sukzessive an. So meldete Munich Re 2019 bereits 820 solcher Schäden, während fünf Jahre zuvor 676 Fälle berichtet wurden. Nachdem im diesjährigen Juni im Südwesten Deutschlands auf eine extreme Hitzephase schwere Unwetter folgten, wurden NRW, Rheinland-Pfalz und Bayern jüngst von einer Flutkatastrophe getroffen. Der Selbstbehalt für W&W dürfte vor dem Hintergrund der konzernweit implementierten Versicherungsstruktur dennoch im vorab kalkulierten Rahmen verbleiben. Dabei macht sich auch ein ansonsten guter Schadenverlauf bemerkbar.
Risikoorientierte Rückversicherungspolitik gegen derartige Großschäden: In den Nettoschadenleistungen von W&W zeigt sich bei extremen Unwetterkatastrophen ein signifikanter Entlastungseffekt, da der gewährte Versicherungsschutz je Schadenereignis nach Unternehmensangaben ab einer bestimmten Summe gedeckelt ist und darüber hinaus ausschließlich die Rückversicherung zum Tragen kommt. Eine ähnliche Abwicklung ereignete sich 2013, als W&W v.a. aufgrund massiver Hagelschläge die mit Abstand größte Belastung aus Elementarereignissen in der Unternehmenshistorie verzeichnete. Während sich die Brutto-Schadenquote erheblich um 21,9 PP yoy erhöhte, stieg die Netto-Schadenquote durch den effizienten Rückversicherungsschutz lediglich um 6,7 PP yoy.
Sensibilität für Elementarschadenversicherungen dürfte gestärkt werden: Munich Re gibt an, dass mehr als 70% der weltweiten Schäden aus Naturkatastrophen i.H.v. 5,2 Bio. US-Dollar seit 1980 nicht versichert waren, was auch auf eine Vielzahl der jüngst beschädigten Häuser zutreffen dürfte. So sind laut GDV in Deutschland lediglich 46% der Gebäude gegen Naturgefahren wie Hochwasser und Überschwemmung versichert, wobei die Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern immens sind. Während Baden-Württemberg mit einer Quote von 94% aufgrund einer bis 1993 bestandenen Versicherungspflicht gegen Elementarschäden mit Abstand auf Platz 1 liegt, befinden sich NRW (47%), Rheinland-Pfalz (37%) und Bayern (38%) in Reichweite des Bundesdurchschnitts. Wir erwarten, dass auch durch den omnipräsenten Klimawandel zukünftig mehr Hausbesitzer ihr Wohneigentum gegen sämtliche Wetterrisiken absichern. In der Sachversicherung überzeugt W&W mit einem überlegenen Schadenmanagement sowie der vorsichtigen Zeichnungspolitik infolge eines Ausschließlichkeitsvertriebs, wodurch die Beitragseinnahmen in der Schaden- und Unfallversicherung mittel- und langfristig sogar etwas an Dynamik gewinnen könnten.
Jahresziele nicht gefährdet: Durch die regionale Präsenz von W&W dürften die bereits teilweise ausgewerteten Unwetterschäden in Südwestdeutschland laut Management für das Jahresergebnis eine wirtschaftlich höhere Bedeutung als die jüngste Flutkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz einnehmen. Durch statistische Planrechnungen befinden sich die prognostizierten Schäden zumindest für W&W auch trotz des zusätzlichen Unwetters in Bayern jedoch im Rahmen des Erwarteten, sodass eine Revidierung der jüngst erhöhten Guidance für den Konzernüberschuss (280 bis 330 Mio. Euro) u.E. nicht zu erwarten ist.
Fazit: Aufgrund der konzipierten Rückversicherungsstruktur bei Schadenereignissen sind die Leistungen aus Versicherungsverträgen (netto) für W&W jeweils vergleichsweise begrenzt, wodurch bei Extremereignissen ein signifikanter Anteil der Auszahlungen den vertraglich eingebundenen Rückversicherern obliegt. Die bislang eingetretenen Unwetterkatastrophen in 2021 sind in den statistischen Planungsrechnungen enthalten, wodurch die kürzlich erhöhte Jahresprognose weiterhin standhält. Wir bestätigen Kaufempfehlung und Kursziel.
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