Original-Research: Cherry SE - von Montega AG
Einstufung von Montega AG zu Cherry SE
Konjunkturelle Schwäche führt zu Guidance-Verfehlung -'Kauf'-Empfehlung gestrichen und Kursziel reduziert Cherry hat vergangene Woche einen enttäuschenden vorläufigen Q3-Umsatz vermeldet, der signifikant unter der mit den H1-Zahlen veröffentlichten Guidance liegt. Die anhaltend schwache konjunkturelle Entwicklung und der Fokus auf den Barmittelzufluss veranlassten das Management zu einem weiteren Kosteneinsparungsprogramm sowie einer Restrukturierung des GOP-Segments. Q3-Umsatzrückgang stellt Bruch der jüngsten Erholung dar: Nachdem Cherry ein schwaches Jahr 2023 verzeichnet hatte, indem die bereits reduzierte Guidance nochmals deutlich verfehlt (siehe Comment vom 06. Februar 2024) und die Covenants des UniCredit Bank-Kredits gebrochen wurden, hellte sich die Lage im ersten Halbjahr auf. Das Unternehmen konnte eine Erlösentwicklung im Rahmen der eigenen Erwartungen verzeichnen sowie eine Vereinbarung mit der UniCredit bzgl. des Kredits schließen, der neben einer frühzeitigen Teilrückzahlung auch das Aussetzen der Covenantsprüfung bis Ende März 2025 vorsah. Zudem blickte das Management optimistisch auf die zweite Jahreshälfte, die am Mittelpunkt der Guidance eine Top Line-Steigerung von rund 26,9% in Aussicht stellte. Der erzielte Umsatz i.H.v. rund 22,0 Mio. EUR (Q3/23: 27,3 Mio. EUR; -19,4% yoy) bedeutet einen deutlichen sequenziellen Rückgang von 29,7% ggü. Q2/24 und liegt zudem unter der Guidance von 35,0 Mio. EUR. Grund hierfür war u.a. die sich weiter eintrübende Konjunkturentwicklung im wichtigen Heimatmarkt Deutschland (Umsatzanteil H1/24:40,7%), was sowohl die B2B- als auch die B2C-Absätze im Segment GOP negativ beeinflusste. Als Resultat der schwachen Ergebnisse und der zu optimistischen Planungen trennte sich Cherry mit sofortiger Wirkung vom Geschäftsführer und Leiter des Segments, welches interimsmäßig von CEO Kaltner übernommen wird. Das neu angekündigte Kosteneinsparungsprogramm soll zudem die Kostenbasis senken und weitere konzernweite Einsparungen i.H.v. 3,5 Mio. EUR ermöglichen, die sich u.a. aus der nicht-Nachbesetzung von freien Stellen sowie Einsparungen bei Fremdleistungen(bspw. Beratungsleistungen) und im R&D-Bereich ergeben. Als Lichtblick kann nur die anhaltend starke Entwicklung des DH&S-Segments (MONe: 7,0 Mio. EUR) gesehen werden, welches von der deutschlandweiten Einführung des e-Rezepts und infolgedessen der Nachverdichtung der Terminals bei Apotheken und Ärzten profitierten kann. Umfassende Modellanpassungen: Aufgrund der deutlichen Guidance-Verfehlung und im Zuge eines Analystenwechsels passen wir unser Modell grundlegend an. Die anhaltende Schwäche im Zielmarkt des GOP-Segments dürfte u.E. aufgrund der sich weiter eintrübenden Konjunktur über das Jahresende 2024 hinaus anhalten, sodass wir unsere Umsatzprognosen sowohl im laufenden Jahr (76,7 Mio. EUR, zuvor: 93,0 Mio.EUR) als auch im kommenden Jahr (-5,0% yoy; zuvor: +10,0% yoy) in diesem Segment anpassen. Trotz der positiven Entwicklung im DH&S-Bereich, in welchem wir im Jahr 2025 ein Top Line-Wachstum im mittleren einstelligen Bereich erwarten, würde dies in einem negativen Konzernwachstum i.H.v. -1,7% resultieren. Auch für die Folgejahre reduzieren wir unsere Umsatzprognosen, die sich über die geringeren Deckungsbeiträge auch in niedrigeren operativen Margen inkl. TV-Marge widerspiegeln dürften. Zudem erhöhen wir das Beta aufgrund der gestiegenen Unsicherheit auf 1,80 (zuvor: 1,60). Cashflow-Entwicklung im Fokus: Mit der schwachen Geschäftsentwicklung rückt die Liquidität des Konzerns zunehmend in den Vordergrund. Aufgrund der geringeren Absatzentwicklung sowie der resultierenden negativen operativen Marge gehen wir für Q3 von einem negativen Free Cashflow aus, der den Cashbestand auf unter 10 Mio. EUR bringen dürfte. Zwar wurde die Covenantsprüfung der UniCredit bis Ende März 2025 ausgesetzt, dennoch steigt u.E. die Notwendigkeit, weitere Gespräche mit Banken und Zulieferern zu führen, um die Barmittel zu erhöhen. Eine erfolgreiche Reduktion der Vorräte im Rahmen eines soliden 4. Quartals, welches aufgrund der Black Week und des Weihnachtsgeschäfts traditionell stark ist, könnte hier kurzfristig Entlastung schaffen. Zudem werden die Einsparungen in den Bereichen Personal, Beratungskosten und Marketing i.H.v. 3,5 Mio. EUR laut Vorstand ebenfalls noch im aktuellen Jahr cashwirksam sein. Eine Einigung mit der UniCredit über eine weitere Aussetzung der Covenantsprüfung über Q1/25 hinaus würde u.E. ebenfalls kurzfristig entlastend wirken. Fazit: Entgegen des Management-Ausblicks im August hat Cherry ein schwaches Q3 verbucht. Das Chance/Risiko-Verhältnis ist aufgrund der angespannten Liquiditätslage sowie der anhaltend schwachen Rahmenbedingungen aktuell u.E. nicht attraktiv. Wir stufen die Aktie auf Halten mit einem Kursziel von 0,65 Euro (zuvor: 3,50 Euro). +++ Diese Meldung ist keine Anlageberatung oder Aufforderung zum Abschluss bestimmter Börsengeschäfte. Bitte lesen Sie unseren RISIKOHINWEIS / HAFTUNGSAUSSCHLUSS unter http://www.montega.de +++ Über Montega: Die Montega AG ist eines der führenden bankenunabhängigen Researchhäuser mit klarem Fokus auf den deutschen Mittelstand. Das Coverage-Universum umfasst Titel aus dem MDAX, TecDAX, SDAX sowie ausgewählte Nebenwerte und wird durch erfolgreiches Stock-Picking stetig erweitert. 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